Ehrenamtlich engagieren

Das Ehrenamt spielt seit jeher eine zentrale Rolle in der Hospizarbeit. Die moderne Hospizbewegung hat ihre Wurzeln in den 1960er Jahren, als die britische Ärztin Cicely Saunders das erste moderne Hospiz gründete. Ihr Ansatz war revolutionär: Sterbende Menschen sollten nicht allein gelassen werden, sondern in Würde, Schmerzfreiheit und mit menschlicher Zuwendung ihre letzte Lebensphase verbringen können. Diese Idee verbreitete sich schnell weltweit – auch in Deutschland entstanden seit den 1980er Jahren Hospize, die bis heute stark von ehrenamtlichem Engagement getragen werden.

Ehrenamtliche sind das Herzstück der Hospizarbeit. Sie bringen Zeit, Aufmerksamkeit und Menschlichkeit in eine Phase des Lebens, die oft von Abschied, Reflexion und intensiven Gefühlen geprägt ist. Ihre Aufgaben sind vielfältig:

  • Begleitung von Gästen: Einfach da sein, zuhören, Gespräche führen oder auch schweigen – je nachdem, was der schwer kranke oder sterbende Mensch gerade braucht.
  • Unterstützung der Angehörigen: Eine Hand halten, eine Pause ermöglichen oder ein offenes Ohr bieten.
  • Mitgestaltung des Hospizalltags: Von kleinen gemeinsamen Aktivitäten bis hin zu Ritualen, die Geborgenheit schenken.
  • Praktische Unterstützung: Mithilfe in der Küche, im Garten oder bei organisatorischen Aufgaben, um das Hospiz als liebevollen Ort mitzugestalten.

Nicht jeder kann oder möchte unmittelbar mit sterbenden Menschen arbeiten – und das ist vollkommen in Ordnung. Nicht jede Aufgabe im Hospiz erfordert den direkten Kontakt mit unseren Gästen. Es gibt viele wertvolle Tätigkeiten, die das Haus und das Umfeld bereichern – beispielsweise in unserer Gartengruppe, die unseren Außenbereich liebevoll pflegt.
Auch wenn Sie sich für eine solche Aufgabe entscheiden, ist es wichtig, sich mit den grundlegenden Themen der Hospizarbeit auseinanderzusetzen. Schließlich sind Sie weiterhin Teil des Hospiz-Alltags – sei es beim gemeinsamen Mittagessen nach der Gartenarbeit oder beim zufälligen Treffen auf dem Flur. Ein respektvoller und sensibler Umgang mit Gästen und Angehörigen gehört daher auch hier dazu.

Ist das Ehrenamt im Hospiz das Richtige für mich?

Die ehrenamtliche Arbeit im Hospiz ist eine wertvolle und erfüllende Aufgabe – sie erfordert jedoch auch Einfühlungsvermögen, Offenheit und die Bereitschaft, sich mit den Themen Sterben, Tod und Trauer auseinanderzusetzen. Nicht für jeden ist dieses Ehrenamt passend. Deshalb ist es wichtig, sich vorab mit den eigenen Erwartungen und Grenzen auseinanderzusetzen. Die folgenden Fragen können eine erste Hilfe sein, zu reflektieren, ob diese Tätigkeit für Sie passend ist.

1. Bin ich bereit, mich mit Sterben und Tod auseinanderzusetzen?
Der Umgang mit sterbenden Menschen kann emotional herausfordernd sein. Fragen Sie sich:
Macht mir der Gedanke an den Tod große Angst, oder kann ich mich ihm behutsam nähern?
Bin ich bereit, mit Menschen über ihre Sorgen, Ängste oder Hoffnungen zu sprechen – oder auch einfach nur da zu sein, wenn keine Worte nötig sind?

2. Kann ich gut zuhören und aushalten, wenn es keine Lösung gibt?
In der Hospizarbeit geht es nicht darum, Probleme zu lösen oder Menschen „aufzumuntern“. Viel wichtiger ist es, präsent zu sein, zuzuhören und die Gefühle der Gäste sowie ihrer Angehörigen anzunehmen.
Fühle ich mich wohl damit, einfach da zu sein, auch wenn ich keine Antworten habe?
Kann ich es aushalten, wenn ein Gespräch von Traurigkeit oder Angst geprägt ist?

3. Bin ich offen für Menschen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten?
Jeder Mensch, der ins Hospiz kommt, hat seine eigene Geschichte, seine eigene Art zu denken und zu fühlen.
Kann ich mich wertfrei auf Menschen einlassen, unabhängig von Alter, Herkunft, Religion oder Lebensweise?
Bin ich bereit, mich auf unterschiedliche Persönlichkeiten und Bedürfnisse einzustellen?

4. Kann ich mit meinen eigenen Emotionen umgehen?
Es ist ganz normal, dass die Hospizarbeit berührt. Dennoch ist es wichtig, die eigenen Gefühle zu reflektieren und eine gesunde Distanz zu wahren.
Habe ich Möglichkeiten, meine eigenen Emotionen zu verarbeiten (z. B. Gespräche, Austausch mit anderen Ehrenamtlichen oder Rückzugszeiten)?
Kann ich Mitgefühl zeigen, ohne mich selbst emotional zu sehr zu belasten?

5. Bin ich zuverlässig und kann mich verbindlich engagieren?
Unsere Gäste und deren Angehörige sollen sich auf uns verlassen können.
Habe ich ausreichend Zeit, um mich regelmäßig zu engagieren?
Bin ich bereit, mich an Vereinbarungen und meine Aufgaben zu halten?

6. Bin ich bereit, mich weiterzubilden und mich auf diese Aufgabe vorzubereiten?
Die Hospizbegleitung erfordert eine sorgfältige Vorbereitung. Dazu gehören Schulungen und regelmäßige Treffen zum Austausch mit anderen Ehrenamtlichen.
Bin ich offen für eine Ausbildung und die Reflexion meiner eigenen Haltung zu Leben und Tod?
Bin ich bereit, auch nach meiner Schulung an Supervisionen und Weiterbildungen teilzunehmen?

7. Habe ich eine gute Balance zwischen Geben und Nehmen?
Ehrenamtliche Hospizarbeit ist eine bereichernde Tätigkeit, aber sie sollte nicht zur Belastung werden.
Achte ich auf meine eigenen Grenzen und nehme mir Zeit für mich selbst?
Habe ich Menschen, mit denen ich über meine Erfahrungen sprechen kann?

Falls Sie einige Fragen mit „Nein“ oder „Ich weiß nicht“ beantwortet haben, ist das völlig in Ordnung! Die Hospizarbeit ist nicht für jeden das Richtige – und manchmal ist es einfach nicht der richtige Zeitpunkt im Leben.

Interesse oder offene Fragen?

Wenn Sie sich weiter informieren möchten oder unsicher sind, ob dieses Ehrenamt zu Ihnen passt, sprechen Sie uns gerne an. Wir bieten Informationsgespräche an und begleiten Sie auf Ihrem Weg – ohne Druck oder Verpflichtungen.

Kontakt
Gunhild Junker und Hanna Röwer
Tel.: 05105 66256-23
Mail: hanna.roewer@hospiz-barsinghausen.de